Opening: 15. Nov. 2024 | 6 – 9 pm
Location: LEVY Berlin, Alt-Moabit 110, 10559 Berlin
Miniatures | Friedrich Einhoff & Max Neumann
The freedom of painting is all the greater the tighter one sets the boundaries, that is, the narrower one defines the frame of the picture. [1]
Miniatures at LEVY Gallery is dedicated to small-format works by Friedrich Einhoff and Max Neumann. Although their artistic practices differ, the two artists are united in their study of existential interrogations of human existence. In concentrated formats, they create haunting, intimate works that engender a sense of closeness and intensity. Despite often working in large-format, their miniatures have an independent place in their oeuvre, condensing their artistic approaches to a small surface.
Miniature painting has a long tradition. They were first observed as hand-painted illustrations of texts, particularly in illuminated religious manuscripts, to depict scenes in fine detail in limited space. Later, in the 18th and 19th centuries, miniature portraits became popular and increasingly secularized as personal keepsakes carried by lovers and family members – testaments to a deeply personal and intimate relationship with art.
In contemporary art, artists such as Einhoff and Neumann revive this tradition by using the intimacy and expressive power of the miniature to depict questions around human existence. The reduction to a small picture surface compels concentration and condensation of the pictorial expression and intensifies the impact of the details. The miniature is inevitably subject to context and perspective, appearing always in relation to its surroundings. In enticing closer observation, it engenders physical and intimate convergence with the work.
In Friedrich Einhoff’s paintings and drawings, he dedicates himself to people in all their fragility and complexity. Einhoff’s figures appear fragmented and anonymous, often merely suggested in traces or contours, as fleeting glimpses of beings in a constant state of flux. They seem isolated in a space beyond interpretation and meaning. The treatment of the surfaces with sand, charcoal and soil creates a tactile, membrane-like structure with an almost physical quality. In their earthy shades of beige and gray as well as deep tones of green and black, the works develop a quiet but haunting presence.
In Max Neumann’s works, the viewer is captivated into the darkness in his paintings – deep blacks that are interrupted by color. Neumann works partly with color pigments and wax, which he irons onto transparent paper, giving his figures, animals and everyday objects an almost floating, immaterial quality. These enigmatic and enraptured figures convey a familiarity that simultaneously attracts and evokes the feeling of looking at the uncanny. His painting refuses any unambiguous interpretation; the figures remain closed and resistant. This results in works that refer less to a story than to a feeling – a dense, dark atmosphere that seems to penetrate into the depths of the collective subconscious.
The juxtaposition of the two artists reveals the different but complementary ways in which they explore human existence. Einhoff’s search for the essence of people as ambivalent and transient creatures meets Neumann’s uncanny, almost fantastical visual worlds. Neither artist offers easily accessible narratives or metaphors; rather, their works speak in a language that defies any clear interpretation and evokes associations with their own dreams, narratives and (hidden) fears. While the small format is only one part of their practice, Einhoff and Neumann find a singular intensity and precision in miniatures, which unfold in the dialog between closeness and distance. It is a play of intimations and atmospheres that invites an engagement with the mysteriousness and resistance of the figures.
[1] Heinz Peter Schwerfel, Journey, p.16, translated by Belinda Grace Gardner, Kerber Verlag, 2023
Eröffnung: 15. Nov. 2024 | 6 – 9 pm
Ort: LEVY Berlin, Alt-Moabit 110, 10559 Berlin
Miniatures | Friedrich Einhoff & Max Neumann
Die Freiheit der Malerei ist um so größer, je enger man die Grenzen, sprich den Rahmen des Bildes, setze.[1]
Die Ausstellung „Miniaturen“ in der LEVY Galerie widmet sich den kleinformatigen Arbeiten von Friedrich Einhoff und Max Neumann. Die beiden Künstler vereint die Auseinandersetzung mit existenziellen Fragen des menschlichen Daseins, wenngleich sich ihre künstlerische Praxis unterscheidet. In konzentrierten Formaten schaffen sie eindringliche, intime Werke, die eine besondere Nähe und Intensität erzeugen. Trotz ihrer oftmals großformatigen Arbeiten kommt diesen Miniaturen eine eigenständige Bedeutung in ihrem Schaffen zu, die auf besondere Weise ihre künstlerischen Fragestellungen verdichten.
Die Miniaturmalerei hat eine lange Tradition. Ursprünglich entstanden Miniaturen als handgemalte Verzierungen von Texten, insbesondere in religiösen Schriften, um Szenen in feinster Detailgenauigkeit auf kleinstem Raum darzustellen. Im 18. und 19. Jahrhundert wurden Miniaturporträts als persönliche Andenken beliebt, die Liebende und Familienangehörige bei sich trugen – Zeugnisse einer zutiefst persönlichen und privaten Beziehung zur Kunst.
In der zeitgenössischen Kunst erwecken Künstler wie Einhoff und Neumann diese Tradition zu neuem Leben, indem sie die Intimität und Ausdruckskraft der Miniatur nutzen, um menschliche Fragestellungen darzustellen. Die Reduktion auf eine kleine Bildfläche zwingt zur Konzentration und Verdichtung der Bildaussage und verstärkt die Wirkung der Details. Die Miniatur unterliegt zwangsläufig der Perspektive und ist stets in Relation zu seiner Umgebung zu sehen. Sie zwingt Betrachtende dazu nah an die Bilder heranzutreten – eine körperliche und intime Annäherung an das Werk.
In Friedrich Einhoffs Malereien und Zeichnungen widmet er sich dem Menschen in all seiner Zerbrechlichkeit und Vielschichtigkeit. Einhoffs Figuren erscheinen fragmentiert und anonym, oft nur in Spuren oder Konturen angedeutet, als flüchtige Momentaufnahmen eines Wesens, das sich in einem fortwährenden Wandel befindet. Sie scheinen isoliert in einem Raum jenseits von Deutung und Bedeutung. Durch die Bearbeitung der Oberflächen mit Sand, Kohle und Erde entstehen taktile, membranhafte Strukturen, die eine fast körperliche Qualität besitzen. In ihren erdigen Beige- und Grautönen sowie tiefen Grün- und Schwarztönen entwickeln die Arbeiten eine leise, aber eindringliche Präsenz.
In Max Neumanns Werken wird der Blick in die Dunkelheit seiner Bilder geführt – ein tiefes Schwarz, das durch gezielt gesetzte Farben unterbrochen wird. Neumann arbeitet teils mit Farbpigmenten und Wachs, die er in das transparente Papier einbügelt, wodurch seine Figuren, Tiere und Alltagsgegenstände eine fast schwebende, immaterielle Qualität erhalten. Diese rätselhaften und entrückten Gestalten vermitteln eine Vertrautheit, die gleichzeitig anzieht und das Gefühl gibt, auf etwas Unheimliches zu blicken. Seine Malerei verweigert sich jeder eindeutigen Lesart; die Figuren bleiben verschlossen und widerstandsfähig. So entstehen Arbeiten, die weniger auf eine Geschichte verweisen, sondern eine Stimmung transportieren – eine dichte, dunkle Atmosphäre, die tief in das kollektive Unterbewusstsein einzudringen scheint.
Die Gegenüberstellung der beiden Künstler offenbart die unterschiedlichen, aber sich ergänzenden Wege, auf denen sie das menschliche Dasein erforschen. Einhoffs Suche nach dem Wesen des Menschen als ein ambivalentes und vergängliches Geschöpf trifft auf Neumanns unheimliche, fast phantastische Bildwelten. Beide Künstler bieten keine leicht zugänglichen Erzählungen oder Metaphern; vielmehr sprechen ihre Werke in einer Sprache, die sich jeder eindeutigen Interpretation entzieht und Assoziationen zu den eigenen Träumen, Erzählungen und (verborgenen) Ängsten wecken. Während das kleine Format nur einen Teil ihrer Arbeit ausmacht, finden Einhoff und Neumann in den Miniaturen zu einer besonderen Intensität und Präzision, die im Dialog zwischen Nähe und Distanz eine ganz eigene Wirkung entfalten. Es ist ein Spiel der Andeutungen und Atmosphären, das die Betrachtenden herausfordert, sich auf die Rätselhaftigkeit und die Widerständigkeit der Figuren einzulassen.
[1] Heinz Peter Schwerfel, Journey, p.10, Kerber Verlag, 2023